Neues aus dem VfL:

Bei den Mannschaftsmeisterschaften der G-Judoka für Menschen mit geistiger Beeinträchtigungen herrschte eine ganz besondere Stimmung in der Jahnhalle vom Gastgeber VfL Bad Kreuznach:

Da wechselten sich Mucksmäuschenstille im angespanntem Mitfiebern, euphorisches Anfeuern und frenetischer Jubel mit begeisterten Siegeshüpfen und lautem Klatschen ab. Bei allen Emotionen gab es aber absolut keine bösen Worte: Kein Gemecker über vermeintlich unsportliche Aktionen, keine Beschwerden über Entscheide der Mattenleiter und auch kein aggressives Hereinbrüllen vom Rand aus. Und egal wie der Kampf ausging: Die „Gegner“ lächelten sich an, umarmten sich ganz herzlich und zollten sich Respekt – genauso wie man sich eigentlich ein „echt sportliches Verhalten“ vorstellt. Das heißt aber nicht, dass auf den Matten nicht mit Ehrgeiz und Siegeswillen gekämpft worden sei – im Gegenteil: Die Judoka gaben alles – aber sobald der Kampf entschieden war, wurden aus Gegnern wieder gute Kameraden.

Leidenschaftlich, ehrlich und voller Anerkennung

„Es sind ganz besondere emotionale Momente für mich“, war VfL-Präsidentin Heike Bruckner sichtlich bewegt, mit welcher Leidenschaft und Ehrlichkeit sich die Kämpfer begegneten. Für den VfL Bad Kreuznach war es bereits die dritte nationale Meisterschaft im G-Judo, zum zweiten Mal als Mannschaftswettbewerb. Dies ist auch eine Anerkennung für die Arbeit von Trainer Jürgen Teutsch, der seit 2004 als Vorreiter an der Nahe Judo als inklusives Projekt betreibt. Er trainiert auch die Lebenshilfe Judoka, von denen auch einige im „ganz normalen Vereinstraining“ in der Jahnhalle dabei sind. Jetzt war er als Landestrainer für das Team Rheinland mit Kreuznacher und Koblenzer Sportlern aktiv – allerdings eher in der Außenseiterrolle im Vergleich zu den starken Teams aus Nordrhein-Westfalen, die mit einigen international erfolgreichen Sportlern bis zum Weltmeister am Start waren. Während im Rheinland gerade 60 G-Judoka aktiv sind, sind es in NRW an die 5000. Dies liegt auch daran, dass dieser Sport teils von Hauptamtlichen in Förderschulen angeboten wird und daher alleine von Masse und Struktur eine viel größere Basis vorhanden ist. In dem schwereren von beiden Vorrundenpools gab es für das Team Rheinland in fünf Kämpfen auch nur den Ehrenpunkt durch eine tolle Leistung von Krzysztof Bawaj gegen den Vizeweltmeister. Gegen Hessen hatte Teutsch auf einen Sieg gehofft, der den Einzug ins Halbfinale über Kreuz bedeutet hätte. Einen tollen Kampf lieferte dabei Dennis Lam, der den WM-Bronzemedaillengewinner nach knapp einer Minute mit einer Außensichel bezwang. Nach einem Sieg eines Kameraden aus Koblenz stand es 2:2, im entscheidenden letzten Kampf war Baway allerdings chancenlos, so dass es für die Heimmannschaft nur den fünften Rang in der Endwertung gab – ebenso wie auch für das Frauenteam, in dem die Bad Kreuznacherin Tamara Hanzen am Start war. Ein Trostpflaster für Teutsch, der insgesheim auf Platz drei gehofft hatte: Es gab viel Lob für die Gastgeber, die schön geschmückt und eine stimmungsvolle Eröffnung vorbereitet hatten, zudem eine Disco ausrichteten und einen Stand von Special Olympics mit kostenlosem T-Shirt-Druck sowie Fitness- und Gesundheitscheck in die Halle geholt hatten. Am zweiten Turniertag stand das traditionelle U15-Weckmannturnier an, bei dem zum zweiten Mal auch Sportler mit geistiger Beeinträchtigung auf die Matten gingen – mit 36 doppelt so viel wie im Vorjahr. Dabei waren auch Sportler aus Rott am Inn mit 600 Kilometer Anreise. Vom VfL jubelten Tamara Hanzen und Frank Jäger über den Sieg. Zweite Plätze gingen an Dennis Lam, Vincent Verheyen, Dennis Schäfer, Marcus Höblich und Christopher Stiegler, Sakia Lenz wurde Dritte.

Auch im nichtbeeinträchtigen Judo gab es mit den Geschwistern Ben und Amelie Velten zwei Heimsiege. VfL-Abteilungsleiter Andreas Ziegelmayer konnte aber noch auf weitere Medaillengewinner stolz sein. Daniel Schweitzer wurde Zweiter, und Carla Lenz, die als Jüngste des Turniers zwei Jahre höher gestartet war, belegte den dritten Platz.

Allgemeine  Zeitung Bad Kreuznach / Text von Heidi Sturm